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Gesundheitsdaten im Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und Datenschutz

Bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen hinkt Deutschland hinterher. Eine europäische Initiative soll für Fortschritt sorgen, gerät aber in Konflikt mit dem Datenschutz.

 

 

In der medizinischen Forschung ist Deutschland Weltspitze, wie die Entwicklung von Corona-Impfstoffen bei BioNTech und CureVac eindrucksvoll demonstriert. Leider zeigt sich ein anderes Bild, wenn es um die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen geht.

 

Deutschland kaum digital

 

Dass es hierzulande in Sachen Digitalisierung starke Defizite gibt, unterstreicht einmal mehr die McKinsey-Studie „eHealth Monitor 2020 Deutschlands Weg in die digitale Gesundheitsversorgung – Status quo und Perspektiven“ (November 2020). Demnach kommunizierten 93 Prozent der deutschen niedergelassenen Ärzte im vergangenen Jahr überwiegend in Papierform mit Krankenhäusern. Nur 44 Prozent der Gesundheitseinrichtungen wie etwa Krankenhäuser und Praxen tauschten Daten digital aus. Die Studienautoren sind vorsichtig optimistisch, dass sich die Situation in nächster Zeit bessern könnte. Enorm sind aber auch die Herausforderungen, da die Digitalisierung alle Bereiche des Gesundheitssystems betrifft und das ist für ein föderales System mit Selbstverwaltung nicht einfach zu bewältigen.

 

Europa will anschieben

 

Um hier Bewegung ins Spiel zu bringen, will der Europäische Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz (EPSCO) einen Fahrplan für einen Europäischen Gesundheitsdatenraum (European Health Data Space/EHDS) festlegen – einschließlich konkreter Maßnahmen und Vorschläge, die die Gesundheitsversorgung der EU-Bürger verbessern.

Der EHDS soll unter dem Dach der europäischen Datenstrategie etabliert werden. Er soll den Austausch von Gesundheitsdaten fördern und die Forschung über neue Präventionsstrategien sowie Behandlungen, Medikamente, medizinische Geräte und Ergebnisse unterstützen. Die Initiative zielt darauf, Hürden einer grenzüberschreitenden Bereitstellung digitaler Gesundheitsdienste zu beseitigen.

Datenschützer bremsen

 

Bei vielen Bürgern gibt es allerdings noch Bedenken im Hinblick auf den Datenschutz. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Bundesdruckerei zeigte, dass genau die für jeweils die Hälfte der Befragten Gesundheitsschutz und Datenschutz gleich wichtig sind. Und auch bei der Einführung der eigentlich für 1. Januar 2021 geplanten elektronische Patientenakte (ePA) hat der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) bei den Krankenkassen Nachbesserungen angemahnt.

Der EHDS soll den Austausch von Gesundheitsdaten fördern und die Forschung über neue Präventionsstrategien unterstützen. Quelle: iStock / Thomas

„Ich rege dringend an, dass Ihre Krankenkassen ab dem 1. Januar 2021 ihren Versicherten nur eine solche elektronische Patientenakte anbietet, die den Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) entspricht“.

Laut Kelber ist das derzeit nicht der Fall, da die ePA zu Beginn den Versicherten nicht die Möglichkeit gibt, ein feingranulares Datenmanagement anzubieten. Mit diesem Datenmanagement sollen Versicherte einzelnen Ärzten ihre Daten freigeben, aber auch sperren können. Diese Anwendung wird erst 2022 zur Verfügung stehen.

Starker Handlungsbedarf

 

„Im Gesundheitswesen besteht großer Nachholbedarf hinsichtlich Digitalisierung. Für Patienten bietet dies erhebliche Vorteile, beispielsweise in einer schnellen und einfachen Aufnahme im Krankenhaus oder bei der Einholung von Zweitmeinungen. Wie das Beispiel Vastaamo.fi zeigt, sind diese Daten allerdings auch ein attraktives Ziel für Hacker. Eine bundesweite Einführung muss mit starken Sicherheitsvorkehrungen einhergehen,“ erklärt Götz Blechschmidt, Geschäftsführer von msecure.

Daten im Gesundheitswesen sind ein attraktives Ziel für Hacker. Quelle: iStock / Kaspars Grinvalds

„Die Weitergabe von medizinischen Daten für Forschungszwecke ist eine wichtige Grundlage für wissenschaftliche und technische Innovationen. Die Anonymisierung solcher Daten ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, doch je mehr Daten gesammelt werden, desto eher lassen sich wieder einzelne Personen identifizieren. Eine Weitergabe an die Industrie bedarf klarer Auflagen und Kontrollen zum Datenschutz.“

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Quelle Titelbild: iStock / angellodeco